Nach einer gängigen Definition umfasst Männergesundheit diejenigen Dimensionen von Gesundheit und Krankheit, die insbesondere für Männer und Jungen relevant sind. Gesundheit wird dabei als physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden betrachtet, das aus einer Balance von Risiko- und Schutzfaktoren entsteht, die sowohl in individueller, partnerschaftlicher als auch kollektiver Verantwortung liegen. Als Schutzfaktoren wirken ein gesunder und achtsamer Lebensstil, Akzeptanz der eigenen Stärken, aber auch Schwächen als Mann, Sinnerfahrung und Lebensfreude, soziale Unterstützung und Anerkennung. Die Risiko- und Schutzfaktoren sind bei Männern insbesondere in Abhängigkeit von Bildung, Herkunft, Einkommen und beruflicher Stellung ungleich verteilt.
Neben Vereinbarkeitsfragen im Bereich von Erziehung und Pflege gehören Fragen der Männergesundheit mit zu den wichtigsten Gleichstellungsanliegen von Männern. Einen Jungen, der 2020 in Baden-Württemberg geboren wurde, erwartet eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,9 Jahren und damit 4,3 Jahre weniger als bei einem gleichaltrigen Mädchen. Diese Lebenserwartungsdifferenz ist ein wichtiger Marker für ungleiche Gesundheitschancen, von denen insbesondere marginalisierte und sozial benachteiligte Männer betroffen sind. Bei Erkrankungen und bei der vorzeitigen Sterblichkeit vor dem 70. Lebensjahr trifft diese Gruppe ein ganz besonders hohes Risiko, das wir nicht einfach so hinnehmen können.